Kronacher Kunstverein e. V.

2021 April, Mai


"Grüße zum Muttertag" von Karol Hurec

LED-Kunst im Glaskubus des Kronacher Kunstvereins an der
Siechenangerstraße in Kronach

 


Fotos: Dr. Kerstin Sperschneider


  






Fotos: Franziska Krüger

Und ewig leuchtet die Frau
Der Lichtkünstler Karol Hurec beleuchtet mit seiner neuen LED-Installation das Wesen und Wirken der Frau im Bezug zur Welt. Zu sehen sind die farbintensiven Lichtobjekte im Glaskubus von Kunstverein an der Siechenangerstraße. Der Glaskubus am Gebäude des Kreiskulturraums ist farbintensiv beleuchtet. Es strahlt ein rotes „X“ in einem leuchtend blauen Quadrat und „X“ in einem kraftvoll grünen Dreieck. Karol Hurec nennt seine Installation „Karols Grüße zum Muttertag“. Die LED-Installation wurde entsprechend am Muttertag in kleinem Kreis, im Beisein des stellvertretenden Landrats Gerhard Wunder und des Vorstandsgremiums des Kronacher Kunstvereins mit den Vorsitzenden Willi Karl und Sabine Raithel, offiziell „angeknipst“.






Fotos: Dr. Kerstin Sperschneider




"Hommage an Mileva Maric" von Karol Hurec
LED-Kunst
war zu sehen im Glaskubus des Kronacher Kunstvereins


 
 

 
 


Fotos: Franziska Krüger


Foto: Kerstin Sperschneider


Schattenfrauen?! Frauen in der Kunst.
Mehr als nur schöne Musen


In seiner zweiten Online-Veranstaltung am 12. Mai 2021 widmete sich das Forum Frauenwelten dem Thema „Frauen in der Kunst“. Beleuchtet wurde die Situation von Künstlerinnen in Studium und Karriere.


Im Jahr 1989 entwarf die feministische Künstlerinnen-Gruppe „Guerilla Girls“ ein aufrüttelndes Plakat.Darauf zu sehen: ein weiblicher Akt, der eine Gorillamaske trägt und die Überschrift: „Müssen Frauen nackt sein, um ins Museum zu kommen?“. Daneben finden sich spannende Zahlen auf dem Plakat,die das Geschlechterverhältnis in der modernen Kunst eindrucksvoll dokumentieren: Im Metropolitan Museum in New York waren 1989 nur fünf Prozent der ausstellenden Künstler Frauen. Der Anteil der gezeigten weiblichen Akte dagegen betrug 85 Prozent. Bei einer Untersuchung 2012 hatte sich an diesen Zahlen wenig verändert: vier Prozent Künstlerinnen - und 76 Prozent Nackte.

Auch im Jahr 2021 stellt sich die Frage nach der Gleichstellung von Künstlerinnen in Ausbildung und Beruf. Wo nehmen Frauen in der Kunstszene bereits aktiv Raum ein? Und welche strukturellen Maßnahmen zur Unterstützung und Förderung sind für weibliche Kunstschaffende nötig, damit sich der Frauenanteil im Betriebssystem Kunst erhöhen kann? Darüber diskutiert das Forum Frauenwelten im Rahmen einer Online-Veranstaltung mit der Berliner Kunstmanagerin Saskia de Vries, mit der Künstlerin und Kunsterzieherin Lisa Stöhr und mit dem Künstler Karol Hurec.

Saskia de Vries arbeitet seit vielen Jahren als "Leiterin Philanthropie und Großspendenfundraising" bei der ACHSE, der Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen, einem Netzwerk von und für Menschen mit seltenen Erkrankungen. Dieses Engagement finanziert die erfolgreiche Kunstmanagerin u.a. durch Kunst-Auktionen mit dem Auktionshaus Christie ́s. Darüber hinaus berät sie Vereine, Verbände oder Stiftungen zu Fragen ihrer gesellschaftlichen Strahlkraft, ihrer Öffentlichkeitsarbeit, ihres Fundraisings und organisiert Kunst-Auktionen auf hohem Niveau. Sie pflegt intensive Kontakte zu Galerien, Künstlerinnen und Künstlern, berät junge Talente und hilft, diese im Markt zu positionieren. In den vergangenen zehn Jahren hat Saskia de Vries zudem die renommierte „junge Wilde“ Elvira Bach in der Öffentlichkeit vertreten und zahlreiche Ausstellungen für sie organisiert. „Die Kunst war immer eine Kraftquelle und Inspiration für mich. Es ist großartig, durch die Kunst gesellschaftliche Initiativen zu fördern und zu finanzieren“, sagt Saskia de Vries.


Die Kronacher Künstlerin Lisa Stöhr gibt im Rahmen der Webkonferenz Einblicke in ihren beruflichen Alltag. Sie fordert ein Umdenken und mehr strukturelle Hilfe für weibliche Kunstschaffende. Foto: privat

Lisa Stöhr ist freie Künstlerin und ausgebildete Lehrerin. Sie studierte u.a. an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden und absolvierte ein Gaststudium an der Universität der Künste in Berlin bei Georg Baselitz. Sie gründete vor zwölf Jahren eine Kunstwerkstatt in der Montessorischule Mitwitz. „Mein Anliegen ist es, einen kunstgemäßen, freien Zugang zu vermitteln“, so Lisa Stöhr. IhreKunstwerkstatt ist ein sozialer Ort, an dem fächerübergreifend gearbeitet wird. In diesem Jahr gründete sie den Gestaltungszweig in der Kronacher Montessori Fachoberschule. Sie arbeitet fortwährend in ihrem Atelier als Malerin und entwickelt ihre Kunst.

Karol J. Hurec studierte Malerei und Pädagogik an der Akademie der Bildenden Künste München sowie Philosophie an der Ludwig-Maximilian-Universität München. Er hat eine Ausbildung zum Maltherapeuten. Hurec ist Gründungsmitglied des Kronacher Kunstvereins und hat die Künstlergruppe „zeichen“ ins Leben gerufen. Seit 1976 hat er seine Malerei, Objektkunst und seineInstallationen in zahlreichen Ausstellungen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seit 2018 beschäftigt er sich mit LED-Kunst und hat 2020 eine LED-Galerie in Kronach eröffnet. Mit seiner Lichtobjekt-Serie „Schattenfrauen“ widmet er sich künstlerisch intensiv dem Thema Gleichstellung.

In der Diskussions-Veranstaltung will das Forum Frauenwelten Schlaglichter auf die unterschiedlichen Erfahrungs- und Lebenswelten dieser drei Kunstschaffenden und Kunstvermittler werfen. Stehen Künstlerinnen nach wie vor im Schatten - oder gibt es auch Licht? Klar ist, die heutige Rolle der Frau in der Kunst hat eine lange Vorgeschichte. Denn die Geschichte der Kunst war zuerst eine Geschichte von Männern. Frauen waren in der Vergangenheit entweder gar nicht am Kunstgeschehen beteiligt oder nur in untergeordneten Bereichen. Sie waren Musen und Aktmodelle, wurden als Handlangerinnen gebraucht und dienten als Inspirationsquelle.

Im frühen 20. Jahrhundert drängten Künstlerinnen nach vorne. Sie organisierten sich, veranstalteten eigene Ausstellungen. Ende der 1920er, Anfang der 1930er Jahre hatte die Emanzipation in der Gesellschaft einen bis dahin nicht erlangten Höhepunkt erreicht. Frauen waren selbstständig, trugen Hosen, haben geraucht - und ganz selbstbewusst ihre Kunst verbreitet. Das änderte sich schlagartig mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Avantgarde war plötzlich nicht mehr gefragt - schon gar nicht weibliche.

Es hat viele Jahrzehnte gedauert, bis Frauen wieder an die Aufbrüche des frühen 20. Jahrhunderts anknüpfen konnten. Als 1968 mit der Studentenrevolte auch die neue Frauenbewegung in Gang kam, waren viele Künstlerinnen der 1920er Jahre bereits tot und ihr Werk vergessen. Erst in den 1970er Jahren blühte in New York die „Feminist Art“ auf - nicht zuletzt dank des Engagements der Künstlerinnen-Gruppe „Guerilla Girls“.

„Meiner Meinung nach ist es sehr schwer, sich als Künstlerin zu behaupten und dabei von seiner Kunst zu leben. Auch wenn das gleichermaßen für Männer und Frauen gilt, existiert doch noch viel Chauvinismus , der eine Frau entmutigt und sie schwächt“, so das Credo der Künstlerin Lisa Stöhr.Dass Frauen nicht gut malen könnten - eine Behauptung, die einer der prominentesten Maler und Bildhauer der Gegenwart, Georg Baselitz öffentlich postuliert - ist Beleg für ein latent vorhandenes Hintergrundrauschen in der Kunst, das die Bemühungen um Gleichstellung in Studium und Karriere empfindlich stört.

„Frauen und Männer haben heute gleichermaßen die Möglichkeit, ein künstlerisches Studium zu absolvieren. Dem gegenüber steht allerdings immer noch eine Überzahl an Männern in wichtigen und entscheidenden Positionen im Kunstbetrieb. So stehen vorwiegend Männer an der Spitze von bedeutenden Museen, sind als Kuratoren maßgeblich im Entscheidungsprozess, sind Sponsoren, Händler oder Mäzene. Und so entwickelt sich auch ein von Männern geprägtes Sehen und Denken in der Kunstwelt“, so Karol Hurec.

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Forum FrauenweltenDas Forum Frauenwelten ist eine gemeinsame Initiative des Kronacher Rotary Clubs unter Leitung von Präsidentin Dr. Kerstin Sperschneider, des Lions Clubs Kronach Festung Rosenberg und seiner Präsidentin Sandra Englich, der Gleichstellungsstelle des Landkreises Kronach unter Leitung von Lisa Gratzke, der Volkshochschule Kreis Kronach und ihrer Leiterin Annegret Kestler sowie des Kronacher Kunstvereins e.V. mit seiner Vorsitzenden Sabine Raithel. In seiner Online-Veranstaltungsreihe beleuchtet das Forum Frauenwelten die Rolle und Situation der Frau in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Feldern.