Kronacher Kunstverein e. V.

2022 Mai, Juni

15. Mai - 12. Juni 2022
Angelika Summa & Wolf-Dietrich Weissbach
Skulptur - Fotografie
Titel: „Hinter Cranachs Schleiern“


Einen fulminanten Auftakt zur Ausstellung „Hinter Cranachs Schleiern“ erlebten Besucher der Fränkischen Galerie auf der Festung Rosenberg in Kronach. In den Cranach Sälen präsentierten Models die opulenten Körperskulpturen der Würzburger Künstlerin Angelika Summa. Ihre aufwändigen Metallarbeiten erinnern an die große Roben der Haute Couture. Vor den Gemälden Lucas Cranachs, dessen 550. Geburtstag die Kunstwelt in diesem Jahr feiert, wurden die berühmten Nymphen des großen Renaissancemalers wieder lebendig. Chapeau Angelika Summa! Das war eine magische Show, bei der Gegenwartskunst auf historische Kunst getroffen ist. Die Körperskulpturen sind jetzt in der Galerie des Kronacher Kunstvereins zu sehen. Ergänzt werden sie dort durch Fotos von Wolf-Dietrich Weissbach.

Impressionen der Kunst-Performance in den Cranach-Sälen der Fränkischen Galerie, Festung Rosenberg

























Fotos: Kerstin Sperschneider 









Vernissage in der Galerie des KKV an der Siechenangerstr. 13























































Einführung durch Alexander Süß




Fotos: Karin Elsel


Reflektionen des ewig Weiblichen

Das Würzburger Künstlerpaar Angelika Summa und Wolf-Dietrich Weissbach befasst sich mit dem Bild der Frau und des Weiblichen - und zwar mit den Mitteln der Skulptur und der Fotografie. Dabei schlagen sie einen spannenden Bogen zu Lucas Cranach. Einen Ausschnitt ihrer Arbeiten zeigen sie demnächst im Kronacher Kunstverein.

Eine junge nackte Frau schleppt einen leicht derangiert wirkenden älteren - und bekleideten - Herrn huckepack. Die für das Auge des Betrachters möglicherweise irritierende Situation scheint für die beiden Protagonisten keinesfalls außergewöhnlich zu sein. Sie blicken unverwandt aus dem Bild, als hätte der Fotograf sie kurzzeitig bei einer üblichen Tätigkeit unterbrochen. Unwillkürlich kommt einem das berühmte, von Lucas Cranach 1528 geschaffene Werk „Das ungleiche Paar“ in den Sinn, bei dem ein verliebter Greis eine blutjunge Dame im Arm hält.

Daneben, auf einer Stellage, eine Körperskulptur: In ihrer virtuosen Zartheit und gleichzeitiger Opulenz weckt sie Assoziationen an avantgardistische Couture-Kleider aus kostbarem Gewebe nach Machart des japanischen Designers Yohji Yamamoto. Doch diese Skulptur besteht nicht aus Seide, Taft oder Organza, sondern aus feinstem Kupferdraht, der kunstvoll verwoben und drapiert wurde. Einer Trägerin würde diese Skulptur mehr als Schmuck, denn als wärmende oder gar bedeckende Hülle dienen. Dennoch erinnert diese außergewöhnliche Körperskulptur an einen schützenden Harnisch, der die Magie besitzt, den unbeugsamen Mut, die innere Stärke und auch das Selbstbewusstsein von „Frau“ hervorzubringen. Und auch hier lassen sich Bezüge zu Cranach und seiner ebenso akribischen wie symbolhaltigen Darstellung von Mädchen und Frauen, von Kleidung, von Verhüllung - aber auch von Enthüllung herstellen.

Die beiden Arbeiten sind - neben weiteren großformatigen Fotografien, Körperskulpturen und Objekten - ab Sonntag, den 15. Mai 2022, in der Galerie des Kronacher Kunstvereins zu sehen. Der Kunstverein setzt damit seine Ausstellungsserie mit Cranach-Bezügen fort. Der Titel „Hinter Cranachs Schleiern“ ist Programm. Mit 20 großformatigen, meist 180 x 120 cm großen Fotografien zeigt der Würzburger Künstler, Fotograf, Journalist und Magazin-Herausgeber Wolf-Dietrich Weissbach viel nackte Haut - jedoch ohne dabei eine bestimmte Form von Voyeurismus zu bedienen. „Meine Bilder zeigen Menschen, die sich mit einer Profession, einer Leidenschaft identifizieren. Manche Bilder sind Inszenierungen, mit denen ich - ironisch oder satirisch - meinen eigenen männlichen Verhaltens- und Denkweisen nachspüre und diese ad absurdum führe. Vielleicht ist das auch meine ganz persönliche Verbindung zu Cranach: der Humor“, so der Künstler. In seinen brillanten, vorwiegend in schwarz-weiß gehaltenen künstlerischen Fotografien ist Frau niemals Opfer und sie taugt auch nicht als Projektionsfläche. Die Frauen, die Weissbach zeigt, sind selbstverständlich selbstbestimmt. Sie interessieren sich nicht für Klischees oder gängige Instagram-Codes.



Seine Partnerin Angelika Summa gilt international als Meisterin der „Haute Sculpture“. Ihre Körperskulpturen bilden in ihrem Oeuvre - neben dem Schaffen komplexer dreidimensionaler Raumkörper aus Metalldraht - eine eigene Werkfolge. Auch bei den Körperskulpturen setzt die Metallbildhauerin auf ihre favorisierten Materialien: Metallblech und -gewebe, Kabel und Draht. Mit höchstem handwerklichen Geschick fertigt sie aus schweren, starren Werkstoffen filigrane Gespinste. Dabei besinnt sie sich auf Techniken der tradiert „typisch weiblichen“ Handarbeit zurück: dem Nähen, Stricken, Häkeln, Filzen, dem Plissieren - dem Umgang mit kostbaren Stoffen und Fäden.

In Kronach werden die Arbeiten von Angelika Summa gleich zweifach in Szene gesetzt. Am Sonntag, den 15. Mai 2022, werden um 15:00 Uhr, in den Cranach Sälen der Fränkischen Galerie Models die schweren Körperskulpturen im Rahmen einer Live-Performance vorführen. Dabei werden die Trägerinnen regungslos in den unterschiedlichen Sälen stehen. Für den Betrachter gibt es so die Möglichkeit, die direkten Bezüge zwischen Cranach und den zeitgenössischen Arbeiten von Angelika Summa vor den Bildern Cranachs herzustellen.

Um 18:00 Uhr findet anschließend die Ausstellungseröffnung in der Galerie des Kronacher Kunstvereins statt, bei der dann weitere Arbeiten aus dem Werk von Angelika Summa sowie die Foto-grafien von Wolf-Dietrich Weissbach zu sehen sind.

Die Arbeiten der beiden kongenialen und mehrfach preisgekrönten Künstler reflektieren das ewig Weibliche und seine unterschied
lichen Aspekte. Vielleicht sind sie aber auch die utopische Vorstellung von einer Welt, in der es keine Geschlechter-Ungerechtigkeit, keinen Rassismus oder Vorurteile mehr gibt. In jedem Fall bietet die Ausstellung - neben Fotografie und Metallbildhauer-Kunst sowie nackter Haut - auch ausreichend Stoff für Diskussion und Reflektion. Zum Beispiel
über das Frauenbild Cranachs und das der Gesellschaft heute.

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Auf der Suche nach Cranachs Nymphen



Anlässlich des 550. Geburtstags von Lucas Cranach d.Ä. hat der Kronacher Kunstverein die für das Werk Cranachs besonders typischen „Nymphen“ zu neuem Leben erweckt. In der Fränkischen Galerie auf der Festung Rosenberg, inmitten der Werke des Renaissancemalers, gab es ein Defilee von Nymphen wie sie die Würzburger Künstlerin Angelika Summa heute sieht. Eine Show, wie man sie nicht alle Tage erlebt. Die Performance war Auftakt für eine Ausstellung in der Galerie des Kronacher Kunstvereins.

Prägend für das Werk Lucas Cranachs d.Ä. (1472 - 1553) ist seine Darstellung von Frauen, jungen Mädchen und die Darstellung weiblicher Attribute. Legendär ist seine dezidierte, akribisiche Ausarbeitung von Kleidung und Schmuck und die malerische Darstellung von Haut. Berühmt und zu Lebzeiten hoch gefragt sind seine schönen, nackten Nymphen, die ihre blasse Haut nur durch die Andeutung eines transparenten Schleiers weniger bedecken als unterstreichen.

Der Kronacher Kunstverein hat den 550. Geburtstag des großen Sohnes der Stadt Kronach zum Anlass genommen, um sich die Frage zu stellen, was aus Cranachs Nymphen geworden ist? „Sie sind erwachsen geworden“, postuliert Sabine Raithel, die Vorsitzende des Vereins. Und zum Beweis präsentiert der Kunstverein eine Ausstellung mit Arbeiten der Meisterin der „Haute Sculpture“, Angelika Summa und des Fotografen Wolf-Dietrich Weissbach.



Den fulminanten Aufakt der Ausstellung bildete eine Kunst-Performance in der Fränkischen Galerie auf der Festung Rosenberg. Das Zweigmuseum des Bayerischen Nationalmuseums beherbergt eine herausragende Auswahl von 220 Meisterwerken der Malerei und Skulptur aus Spätgotik und Renaissance in Franken, darunter auch bedeutende Werke Lucas Cranachs. Dieses Schatzhaus fränkischer Kunst wurde zur Kulisse für ein Defilee moderner Nymphen. Die mehrfach ausgezeichnete Würzburger Metall-Bildhauerin Angelika Summa hatte ihre „Models“ in aufwändige Körperskulpturen gewandet: großartige, an die avantgardistischen Roben zeitgenössischer Couturiers, aber auch an die opulenten Kleider mancher Cranach-Frauen, erinnernde und mit hoher Handwerkskunst hergestellte Skulpturen - nicht aus Samt, Brokat und Seide - sondern aus Metall. Und während zu eigens komponierter Musik die langsam und elfengleich in die Galerie schreitenden modernen Nymphen sich langsam vor den Werken der Renaissancekunst positionierten und dort still verharrten, konnten die Besucher Bezüge herstellen zwischen der historischen und der Gegenwartskunst, sozusagen zwischen Magdalena und Lucretia von einst und Sofie und Amelie heute.

 

Die außergewöhnliche Performance läutete die Ausstellung in der Galerie des Kronacher Kunstvereins ein. Vom 15.05. bis 12.06.2022 sind hier unter dem Motto „Hinter Cranachs Schleiern“ die Körperskulpturen von Angelika Summa sowie korrespondierend großformatige Fotografien von Wolf-Dietrich Weissbach zu sehen. Die nackten Nymphen von einst stellt der Fotograf heute als erwachsene, selbstbewusste, humorvolle und starke Frauen vor.

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15. Mai 2022
15 Uhr: Kunst-Performance in den Cranach Sälen der Fränkischen Galerie, Festung Rosenberg
18 Uhr: Vernissage in der Galerie, Siechenangerstr. 13, Kronach





YouTube Video über Angelika Summa